Dienstag, 25. Mai 2021

Das Ausstaken

Originale Lehmausfachung von 1535 mit Staken aus Ästen

Nach der langen frostigen Winterpause sind jetzt die Arbeiten wieder aufgenommen worden, nachdem schon Fundament und Bodenplatte hergestellt werden konnten, widmeten sich jetzt Tassilo Turner und sein Team der Ausstakung der Wände.

Pastors Hus hatte Wände aus Lehm. Das lässt sich ganz klar sagen, weil drei – mehr oder weniger gut erhaltene – originale Lehmausfachungen im Befund erhalten sind. Diese Lehmfächer brauchen für die nötige Stabilität eine stabile „Armierung”, die hier aus Holzstaken besteht. Das sind traditionell gespaltene Holzstangen die mit ihrem oberen Ende in Löchern im Riegel stecken und unten in einer Nut im Riegel festgekeilt werden. Der Abstand der Löcher ergibt sich z.B. in der wiedergefunden Giebelschwelle – die mit der Inschrift – aber auch in den vorhanden Lehmfächern. 

Ausflechtungen mit Weidenruten gab es in diesem Haus nicht, dafür hätten die Löcher viel weiter auseinander stehen müssen. Für diese seltene Art der engen Ausstakung ohne Geflecht gibt es ein Beispiel aus Hoya aus dem Jahr 1604. Für die Zeit danach gibt es keine bekannten Befunde der engen Ausstakung ohne Flechtwerk.

Ein sehr schöner Befund:
die fast 500 Jahre alten Lehmausfachungen in der oberen Reihe,
die Ausmauerung mit Lehmziegeln stammt aus der Zeit
als Pastors Hus ein Kammerfach bekam
Die wiederentdeckte originale Giebelschwelle
mit den eng stehenden Stakenlöchern
Stakenlöcher an der Unterseite am Giebelrähm
Originale fast 500 Jahre alte Lehmausfachung mit runden Staken ohne! Flechtwerk
die eng stehenden Staken sind mit Lehm mit geringen Strohanteilen
beworfen und glatt gestrichen – ohne Oberputz!
Ein sehr seltener Befund: Äste wurden 1535 als Staken verwendet

seltene Beispiele für Ausfachungen nur mit Staken, ohne Flechtwerk:

Ein Beispiel, nicht weit entfernt, aus dem ältesten bekannten Haus in Hoya
aus dem Jahr 1604, dass von der Stadt gekauft wurde um es abzureißen
und auf dem Platz Gras einzusäen und eine Bank aufzustellen 
Scheune in Lüdersdorf im Oderbruch
Scheune im Fränkischen Freilandmuseum Bad Windsheim

Die Staken in Pastors Hus:

Das erste Probefach wird begutachtet, weil die wiederverwendeten 
Staken zu kurz waren, wurden jeweils 2 zusammengeschraubt –
dieses Verfahren wurde aber nicht weiterverfolgt

neue Staken – das Altmaterial reicht nicht für alle Fächer

Die Staken stecken an der Riegelunterseite in Löchern – die Abstände
von 12 bis 15 cm entsprechen  dem Befund der  letzten vorhandenen Ausfachungen


unten werden sie in einer Nut verkeilt 
Hier kommen wiederverwendete Staken aus dem Altmateriallager zum Einsatz

Handarbeit – jede Stake muss angepasst werden
Die etwas zurückgesetzten Kopfbänder werden später nicht mehr sichtbar sein –
die Staken mit der Lehmausfachung werden sie verdecken. 
Hier an dem spätmittelalterlichen Haus sind die Kopfbänder
ein rein statisches Bauteil kein Schmuckelement



Die Haus-Rückseite
Das Ausstaken ist fertig – Pasters Hus wartet nun
auf den Lehmbauer, der die ausgestakten Fächer schließt

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